© Stadtgören Fotografie
Flugforensik – Inside the Episode
16. Mai 2025
Ein „Mayday“-Notruf aus dem Cockpit, Nachrichtensprecher melden sich mit ersten Berichten über einen dramatischen Sinkflug eines Airbus, O-Töne werden eingeblendet: „Ich dachte, ich müsste sterben.“
Das ist der Beginn der Folge „25 Minuten Todesangst: Airbus A330 – Segelflug über dem Atlantik“ aus dem Podcast Flugforensik – Abstürze und ihre Geschichte von Benjamin Denes und Andreas Spaeth. Bald gehen die beiden mit einem neuen Fall auf Live-Tour. Ich wollte wissen, was mich da eigentlich erwartet, und habe als Neuzugang in eben diese Folge hineingehört.
Warum Flugforensik mich als True-Crime-Hörerin sofort gepackt hat
Ich bin langjährige True-Crime-Hörerin. Besonders interessieren mich die psychologischen Aspekte hinter Verbrechen sowie die kriminaltechnische Aufarbeitung – und damit natürlich auch das Thema Forensik.
Mit Flugforensik habe ich mich zugegebenermaßen bisher kaum beschäftigt. Zwar wird der tragische Fall Germanwings auch in True-Crime-Formaten thematisiert, doch meist steht in der Flugforensik kein krimineller Vorsatz, kein Verbrechen im Mittelpunkt – sondern technisches oder menschliches Versagen in 10.000 Metern Höhe.
Flugforensik ist mehr: Im Podcast gehen Benjamin Denes und Andreas Spaeth komplexen technischen Zusammenhängen, fatalen Fehlerketten und auch den Geschichten der Menschen an Bord auf den Grund.
Die Folge: Segelflug über den Atlantik
Es geht um eine der wahrscheinlich bekanntesten […] Beinahe-Katastrophen der zivilen Luftfahrt. Da ist ein Albtraum passiert. Mitten über dem Atlantik ist 2001 einem Airbus A330 der Sprit ausgegangen.
Mit diesen Worten beginnt die Folge „25 Minuten Todesangst“ – und führt uns direkt ins Innere des Airbus A330, das so lange ohne Antrieb flog wie noch kein Verkehrsflugzeug zuvor. An Bord: Urlaubsreisende, Flitterwöchner, Heimaturlauber – 293 Passagiere und 13 Crew-Mitglieder. Ein Triebwerk wurde kurz zuvor gewartet, eigentlich war alles bereit für einen sicheren Flug. Doch es kommt anders.
Begleitet von verschiedenen Einspielern und O-Tönen rekonstruieren Benjamin Denes und Andreas Spaeth den dramatischen Ablauf. Dabei geht es um technische und menschliche Fehler – und um Fragen, die sich sicher jeder schon gestellt hat, sobald er ein Flugzeug betreten hat:
- Was tut ein Pilot, wenn die Tankanzeige mitten in der Luft zu wenig Sprit anzeigt?
- Welche Rückversicherungen gibt es, wenn die Technik aussetzt?
- Wie viel bekommen die Passagiere von dem Drama wirklich mit – und ab wann?
- Warum ist eine Landung auf dem Wasser eigentlich so gefährlich?

Tipp: Auf der Webseite https://flugforensik.de findet ihr weitere Informationen und Bilder zu dem Geschehen.
Diese Wasserlandung ist es schließlich, die den Passagieren das Leben rettet. Besonders spannend und aufwühlend ist das Interview mit Robert Piché, dem Piloten des Flugs. Er berichtet über seine Erlebnisse, seine Entscheidungen – und die Herausforderungen durch das neue, vollautomatisierte Flugzeugmodell, auf das er sich kurzfristig einstellen musste. Einige Kollegen gingen wegen dieser Umstellung frühzeitig in Rente. Nicht so Piché: Im Podcast erfahrt ihr, welche Fehlentscheidungen Piché traf, warum aber gerade auch seine langjährige Erfahrung den Insassen des Flugzeugs das Leben rettete.
Trotz der geglückten Notlandung sieht er sich später – ebenso wie weitere Verantwortliche – mit Kritik konfrontiert. Denn der Podcast beleuchtet auch: Wie konnte es überhaupt zu dem massiven Treibstoffverlust kommen?
Besonders interessant sind dabei die Einordnungen von Thomas Kärger (Ex-Air-Berlin-Kapitän) und Fluggerätemechaniker Lars Hillebrecht. Auch die psychologische Perspektive fehlt nicht: Dr. Margaret McKinnon, Psychologin, Neurowissenschaftlerin – und selbst Passagierin an Bord – spricht über die Traumatisierung nach solchen Erlebnissen und die wissenschaftlichen Schlüsse, die daraus gezogen wurden.
Mein Fazit: Fesselnd – und überraschend beruhigend
Ich hätte nicht gedacht, dass mich technische Abläufe so fesseln können. Aber Flugforensik ist mehr als Technik. Es geht um menschliche Erfahrungen, um Entscheidungen unter Druck, um Schicksale.
Was mich besonders überrascht hat: Viele Menschen mit Flugangst hören diesen Podcast – nicht, um sich zu gruseln, sondern um Vertrauen zu gewinnen. Denn bei aller Dramatik wird auch deutlich, wie viele Sicherheitsmechanismen greifen, wie professionell Crews geschult sind, und wie wenig in der Luftfahrt dem Zufall überlassen bleibt.
Neben tragischen Geschichten zeigt Flugforensik eben auch, wie Menschen über sich hinauswachsen. Auf der Live-Tour werdet ihr mit einem ganz neuen Fall konfrontiert: Im Dezember 1972 stürzt eine Lockheed TriStar in pechschwarzer Nacht in den Everglades in Florida ab. Es ist der erste Absturz eines Großraumjets in der Luftfahrtgeschichte. Mehr erfahrt ihr natürlich auf der Tour!
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